TSV Steinhaldenfeld - 2019 | Vereinsnachrichten Nr. 66

33 2019 | Vereinsnachrichten Nummer 66 TURNABTEILUNG Männer II. Weg | Teil 3 – Bergfexe im Kleinwalsertal Die Truppe von Turnen II. Weg Männer geht immer wieder gerne ins Kleinwalsertal, um lange Wanderungen in toller Bergkulisse zu unternehmen. Eine kleine Gruppe möchte aber mehr. Sie möchte physisch auch mal ihre Grenzen ausloten und das beim Bege- hen von Klettersteigen testen. Die letzte Begehung war auf dem Mindel- heimer Klettersteig, aber das ist schon einige Zeit her. Es wurde Zeit für eine neue Heraus- forderung. Im letzten Jahr waren wir bereits auf dem Sprung zur Besteigung des Zweilän- der Sportklettersteigs an der Kanzelwand. In 2017 gab es von Juli bis Ende Oktober nur ein schlechtesWochenende für diese Tour; ausge- rechnet an diesemhatten wir sie geplant, aber der Schnee am ersten Wochenende im Sep- tember machte den Klettersteig unpassierbar. So erfolgte in 2018 nun der zweite Versuch. Mit der Truppe vom II Weg hatten wir wie- der ein Hüttenwochenende im KWT geplant. Warum nicht die beiden Aktivitäten kombi- nierten? Die Wettersituation im Oktober war diesmal optimal. Die vier Bergfexe Simon, Roland, Willy und Klaus reisten früher an, präparierten Gurte, Seile, Karabinerhaken und fuhren am frühen Morgen amKartenhaus der Kanzelwandbahn vor, um ein einfaches Ticket zur Bergstation zu lösen. Weit und breit keine anderen Gäs- te zu sehen. Aufgrund unserer Ausrüstung mit Seil und Helm erfolge die bange Frage der Kartenverkäuferin – mit besorgtem Blick auf Roland –„Was habt ihr vor? Den Zweilän- der-Sportklettersteig? Wisst ihr, auf was ihr euch da einlasst? Traut ihr euch das wirklich zu?“ Bange Blicke. Die erste Verunsicherung abgeschüttelt, die gute Dame hinter der Glas- scheibe nach einiger Zeit überzeugt, dass sie uns das zutrauen kann, und schon ging es per Kabinenbahn hoch zur Kanzelwand. Der erste Eindruck vomKlettersteig aus einiger Entfernung ist unspektakulär. Ein überschau- barer Felsenrücken, der sich von deutscher auf die österreichische Seite erstreckt und an dem sich der Klettersteig ca. 550m entlang zieht und dabei ca. 250 Höhenmeter über- windet. Das Schild am Fuße weist uns aber explizit nochmals darauf hin, dass der Steig „anspruchsvoll, abwechslungsreich und sport- lich“ ist. Also wie für uns gemacht! Am Einstieg haben wir konzentriert Gurt, Klettersteigset, Helm etc. angelegt und uns gegenseitig die todsicheren Knoten am Brustgurt überprüft. Dann hörten wir den Berg rufen. Also los! Es geht gleich ab in die Direttissima, ohne Um- schweife in den senkrechten Fels. Das hat uns erst einmal Ehrfurcht abgenötigt; ganz kon- zentriert wurden die Karabinerhaken ins Füh- rungsseil eingeklinkt. Nach einiger Zeit wurden Griffe undTritte sicherer. Daswar auch notwen- dig, denn es gab einige heikle Stellen, wo das Stahlfixseil nur senkrecht nach oben zeigte. Das Problem – unser Problem - ist die Be- schaffenheit des Felsen, oft kaum Tritte, nur glatter Fels, schwer zu steigen kraftscho- nend aus Oberschenkel, stattdessen mit dem Schuh voll auf Reibung und oft nur durch Zug aus Oberarm am Stahlseil – Klimmzug um Klimmzug! Mal 2 mal 4 Höhenmeter zu über- winden bis zum nächsten sicheren Stand. Wer diese Erfahrung gemacht hat, kennt die „Nähmaschine“: wenn die Hände krampfhaft am Seil klammern und die Arme vor Überfor- derung anfangen zu zittern und signalisieren „lange kann ich dich nicht mehr halten“ und trotzdem sind noch einige Höhenmeter oder ein Felsvorsprung zu überwinden. Ist das das Adrenalin, das wir vermisst haben? Gründe für die mehrfache „Nähmaschine“ liefert die Beschreibung des Klettersteigs. Nachdem sich in den Alpen bereits einige Klettersteige mit unterschiedlichen Niveaus befinden, wollteman hier in Riezlern imKlein- walsertal ganz bewusst eine höhere Schwie- rigkeit anbieten – und ist dem auch absolut gerecht geworden. Die Skala der Klettersteige wird gegliedert in leicht (A) bis hin zu äußerst schwierig (D). Der Zweiländer-Klettersteig wird mit Schwierigkeitsgrad C – D bewertet. Nach ca. 3,5h schlugen wir am Gipfelkreuz auf der Kanzelwand an. Abgekämpft, aber bester Stimmung genossen wir das tolleWet- ter am Gipfel, verdrückten unsere Jause und marschierten anschließend über Kanzelwand und Kuhgehren-Alpe zurück zu unserem Erwin-Schaupp-Haus. Eine tolle Klettertour, ein tolles Feeling, voller Adrenalin. Manaslu - Wir kommen! Klaus Mairhofer

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