TSV Steinhaldenfeld - 2021 | Vereinsnachrichten Nr. 68

12 Von der Couch an den Start –Wir bringen Menschen in Bewegung Noch nie – zumindest in diesem Jahrtausend – wurde in einem Jahr so wenig Fußball gespielt wie in der gerade zu Ende gehenden Saison 2020/2021. Die Corona-Pandemie – so war vielfach zu lesen – wirke ganz allgemein für viele Prozesse „beschleunigend“ oder hebe Probleme hervor, die zuvor ausgeblendet werden konnten. Einem „Brennglas“ ähnlich – fokussierend und zerstörend zugleich. Auch im Fußball können derartige Methapern angewandt werden. Gegensätze zwischen der mit Geld und Aufmerksamkeit überhäuften Welt des Profifußballs auf der einen, und jener des Amateurfußballs auf der anderen Seite, wurden durch die Pandemie deutlich verstärkt. Vor Corona waren es vor allem die von Jahr zu Jahr immer größer werdenden unterschiedlichen finanziellen Möglichkeiten, die den Abstand zwischen Profi- und Amateurbereich stetig anwachsen ließen. Immer mehr Geld wurde von Investoren und TV-Sendern auf die Konten der Profivereine überwiesen. Jene gaben diese Gelder für teils aberwitzige Ablösesummen, Spieler-, Trainer- und nicht zuletzt Beratergehälter aus. An der Basis, den Amateurvereinen, die mindestens als Erstanlaufstelle für fußballbegeisterte Kinder- und Jugendliche eine wichtige Funktion auch für den Profifußball ausübt, kam von den rasant gewachsenen Einnahmen des Profibereichs nichts an. Andererseits wurde es insbesondere für die kleineren Amateurvereine immer schwerer, den Sportbetrieb aufrecht zu erhalten, da dieser fast ausschließlich von ehrenamtlichen Trainern und Funktionären getragen wird, die zunehmend schwerer zu finden sind. Nicht wenige Vereine erheben nicht zuletzt deshalb mittlerweile monatliche Abteilungsbeiträge, um bezahlte TraiFußballjugend Quo vadis Fußball? FUSSBALL ner auch im Jugendbereich engagieren zu können. Die dahinterstehenden Mehrkosten können aber insbesondere von Familien mit geringen Einkommen nicht getragen werden, sie sind daher auf Vereine wie den TSV Steinhaldenfeld mit geringen Beiträgen und somit ehrenamtlich tätigen Trainern weiter angewiesen. Und nun – als ob die Herausforderungen nicht schon groß genug wären – kam diese Corona-Saison. Der Spielbetrieb im Profi-Bereich (Bundes- bis Regionalliga) lief bekanntermaßen weitestgehend ungehindert weiter während der Amateursport komplett stillgelegt wurde. Es lassen sich sicher Gründe für die zugeordneten Entscheidungen der Politik anführen. Andererseits sind auch die Folgen unübersehbar. Ähnlich, wie in der Wirtschaft, wurden auch im Sport die aus der Pandemie resultierenden Lasten asymmetrisch verteilt, die ohnehin schon bestehenden riesigen Unterschiede zwischen Profi- und Amateurbereich deshalb noch weiter vergrößert. Anfänglich waren von Vertretern der Profivereine in diesem Zusammenhang noch Begriffe wie „Demut“ zu vernehmen. „Demut“, die der Profifußball ob seiner privilegierten Situation zeigen müsse, um den „Kontakt zur Basis“ nicht zu verlieren. Ein solcher Satz impliziert, dass der Profifußball den Kontakt zur Basis vor der Pandemie noch gehabt hat, was man als kritischer Beobachter durchaus in Zweifel ziehen könnte und für einzelne Repräsentanten des Profifußballs sogar in Zweifel ziehen muss. Vollends zur Farce wurde dieses Statement jedoch im Frühjahr 2021, als zuerst die Champions-League-Reform und anschließend die – wenn auch nur von 16 europäischen Profivereinen unterstützten – Pläne zur Super League vorgestellt wurden. Der sich – inhaltlich losgelöst – zeitlich daran anschließend öffentlich ausgetragene Machtkampf beim DFB, der im Kern um die Aufklärung intransparenter Zahlungen im 6stelligen Bereich an externe Berater ging, war dann noch das berühmte Sahnehäubchen, welches wohl dem Letzten klargemacht haben dürfte: hier läuft insgesamt etwas gewaltig aus dem Ruder. Nicht alle, aber zu viele Top-Verdiener und Top-Funktionäre in den Profivereinen, der UEFA sowie beim DFB aber auch bei Sportwetten- und Pay-TV-Anbietern verfolgen eine Agenda, die mit den öffentlich kommunizierten Werten des Fußballsports schon lange gar nichts mehr zu tun hat. Welche Alternativen gibt es für Menschen, die diese Sportart mit allem was dazugehört schätzen, aber von den oben beschriebenen Auswüchsen angewidert sind? Die Antwort lautet verkürzt: support your local club!!! Der Amateurfußball hat selbstverständlich nicht die sportliche Qualität des Profifußballs. Aber ist das der entscheidende Faktor? Ist es nicht mindestens so unterhaltsam, wenn wir direkt neben dem Spielfeld stehen (und nicht in 40m Entfernung) und uns ein Spiel ansehen, in dem Freunde, Nachbarn oder die eigenen Kinder mitspielen? Spiele mit Spannung und hohem Unterhaltungswert finden wir auch im Jugend- und Amateurbereich zu Hauf. Noch interessanter wird es natürlich, wenn sie oder er selbst Teil des Spiels sind, als Spieler/In, Trainer/In oder vielleicht auch Schiedsrichter/In. Frei nach dem Motto: mittendrin statt nur dabei. Archivbild

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